«Menschen sollen ihre Geschichten selber erzählen können»

Jacqueline Gedik und Barbara Zollinger setzen sich dafür ein, dass Unterstützte Kommunikation im Werkheim vermehrt genutzt wird.

Jacqueline Gedik, Fachperson Betreuung und UK-Verantwortliche, und Barbara Zollinger, Fachperson Agogik, arbeiten in der Projektgruppe «Unterstützte Kommunikation im Werkheim».
Piktogramme helfen bei der Kommunikation.

Was genau ist Unterstützte Kommunikation (UK) eigentlich?

Jacqueline: Unterstützte Kommunikation eignet sich gut für Menschen, die Mühe haben sich auszudrücken. Manche sprechen nicht, andere können nicht so deutlich sprechen. Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die ihnen die Kommunikation mit anderen Menschen vereinfachen. Das können Bilder, Piktogramme, Gebärden, Mimik oder Gestik sein. Es gibt auch technische Hilfsmittel wie Sprachcomputer.

 

Warum ist Unterstützte Kommunikation wichtig?

Barbara: UK ermöglicht nicht nur Teilhabe, sondern auch Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit. Es ist wichtig, dass Menschen mit Beeinträchtigung ihre Geschichten selber erzählen können. Das gibt ihnen ein viel besseres Gefühl, als wenn jemand sie dabei unterstützt oder stellvertretend für sie spricht.

 

Jacqueline, du bist UK-Verantwortliche im Werkheim. Was sind deine Aufgaben?

Jacqueline: Zuerst habe ich mir ein Bild gemacht, wo wir in Sachen Unterstützter Kommunikation stehen. Ich habe mir viel Fachwissen angeeignet und Weiterbildungen gemacht. So kann ich meine Hauptaufgabe erfüllen: Die Menschen im Werkheim beraten, wenn sie Unterstützte Kommunikation nutzen möchten.

 

Wie geht ihr vor, wenn ein Bewohner oder eine Mitarbeiterin Unterstützte Kommunikation nutzen möchte?

Jacqueline: Ein Grundrezept gibt es nicht, weil jeder Mensch anders ist und andere Fähigkeiten mitbringt. Durch Ausprobieren finden die Bewohner/innen und Mitarbeitenden heraus, was für sie funktioniert. Ich unterstütze die Fachpersonen, damit sie diesen Prozess begleiten und auf die individuellen Möglichkeiten eingehen können.

 

Was ist herausfordernd an Unterstützter Kommunikation?

Jacqueline: Es braucht Zeit. Ich versuche deshalb, UK so oft wie möglich in den Alltag einzubauen. Zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen auf der Wohngruppe. Wenn jemand mit einem Sprachcomputer am Tisch sitzt, braucht die Person vielleicht etwas länger, bis sie erzählt hat. Aber es ist wichtig, dass diese Person auch mitreden kann.

Barbara: Oftmals wartet man nicht ab, was das Gegenüber antworten möchte, sondern beendet den Satz, im Glauben, dass man der Person hilft, sie unterstützt. Das kann aber eher das Gegenteil auslösen, ein Gefühl von Unsicherheit oder Unmut, nicht gehört zu werden, und das Selbstvertrauen mindern.

 

Was wollt ihr mit dem Projekt «Unterstützte Kommunikation im Werkheim» erreichen?

Barbara: Bei einigen Fachpersonen ist schon viel Wissen vorhanden. Jetzt geht es darum, dass wir uns im Werkheim vernetzen und am Thema dranbleiben. Damit wir eine Kultur aufbauen können, in der Unterstützte Kommunikation gelebt wird und allen bewusst ist, wie wichtig sie ist.

 

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