«Mir gefällt diese Arbeit»
Im Erdgeschoss des «Mehrwerk»-Gebäudes befindet sich die Recycling-Sammelstelle. Firmen aus dem Gebäude und dem umliegenden Gewerbegebiet können ihre verschiedenen Materialien hier jeden Freitagnachmittag zwischen 13 und 16 Uhr vorbeibringen oder abholen lassen.
Seit Januar gehört auch Salomé Wüthrich zum Team. Zusammen mit Simon Forrer bedient sie die Recycling-Sammelstelle. Zu Beginn waren das Gebäude und die Menschen für die junge Frau neu, sie brauchte etwas Zeit, um sich zurecht zu finden. Doch jetzt fühle sie sich integriert, sagt Salomé. Das beruhige sie. Mit ihrem Kollegen Simon arbeitet sie sehr gerne zusammen.
Selbständige Touren
Salomé macht ihre Touren durchs Gebäude weitgehend selbständig und holt die bereitgestellten Materialien in den verschiedenen Betrieben im Gebäude zur Entsorgung ab. Bald traut sich Salomé diese Aufgabe ganz selbständig zu. Ihr erfahrener Arbeitskollege Simon Forrer führt sie sorgfältig in die Arbeit ein. «Bei grösseren Mengen bin ich froh um die Hilfe von Simon. Manchmal stehen vollgefüllte Kisten zum Abholen parat.» Ganz unerfahren ist aber auch Salomé nicht: «Früher arbeitete ich bei ‘Mr. Green’ in Hinwil im Recycling», erzählt sie. «Es war ein grosser Wunsch von mir, weiter in diesem Bereich tätig zu sein. Mir gefällt diese Arbeit. Vor allem die Leute, die Unterhaltung und die gute Stimmung.»
Auch der Kontakt zwischen dem Team der Recycling-Sammelstelle und den Mieterinnen und Mietern im Gebäude ist sehr gut. Eine gewisse Vertrautheit ist zu spüren, man bedankt sich und wünscht sich gegenseitig ein schönes Wochenende.
Mir gefällt diese Arbeit. Vor allem die Leute, die Unterhaltung und die gute Stimmung.
Salomé Wüthrich
Vom Pilotprojekt zur etablierten Dienstleistung im Haus
Die Recycling-Sammelstelle läuft seit Sommer 2020 als Pilotprojekt im Rahmen des Grossprojektes «Mehrwerk». Im Gebäude, das das Werkheim Uster im Lorenquartier erworben hat, entsteht ein inklusiver Arbeitsraum. Hier können Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
Die zukünftige Arbeitsweise im «Mehrwerk» wird durch eine Agogik-Konzeptgruppe definiert, in der auch Salomé begeistert mitarbeitet. Sie spricht von Wünschen und vom Aufbruch. Trotzdem hat sie Respekt vor dem Neuen. «Wie wird es wohl sein, wenn wir dann direkt bei den Firmen arbeiten und nicht mehr so unter uns sind?», fragt sie. Doch mit etwas Mut komme das schon gut, fügt sie mit überzeugter Stimme an. Man kann ja auch schnuppern und muss nicht auf Anhieb zusagen.
Die Mitarbeitenden sammeln Erfahrungen an einem externen Arbeitsplatz und haben Kundenkontakt. Sie lernen, Barrieren zum ersten Arbeitsmarkt zu öffnen und mit Zutrauen festigen sie ihre weiteren Schritte.
Andri Caflisch
Zutrauen üben und Barrieren öffnen
Der Fachmitarbeiter Andri Caflisch, der die Mitarbeitenden im Pilotprojekt begleitet, ist ebenfalls zuversichtlich: Mit der Zeit soll auf der Recycling-Sammelstelle eine eigenständige Gruppe entstehen, in der die Mitarbeitenden sehr selbständig arbeiten können. Gut sei auch die Zusammenarbeit und das Einvernehmen mit den Mietern, sagt Andri. Einige haben den neuen Service abonniert. Bereits seien Anfragen für die Entsorgung weiterer Materialien wie Toner, Altmetall oder Styropor an die Gruppe gestellt worden.
Die Recycling-Sammelstelle im neuen «Mehrwerk»-Gebäude entwickelt sich also weiter. So profitieren die ansässigen Firmen von einem sich stetig verbessernden Angebot und immer mehr Mitarbeitende mit Beeinträchtigung können von den Rahmenbedingungen dieser Arbeit profitieren. Wie Salomé und Simon. «Die beiden sammeln Erfahrungen an einem externen Arbeitsplatz und haben Kundenkontakt. Sie lernen, Barrieren zum ersten Arbeitsmarkt zu öffnen und mit Zutrauen festigen sie ihre weiteren Schritte», so Andri.