Balance finden im Forsteinsatz
Wo finden Menschen, die viel Struktur brauchen, ein Arbeitsumfeld mit Lebensqualität, welches sie als sinnstiftend empfinden? Unser Leitsatz «hier sind wir stark» will zeigen, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung ihre Stärken und Fähigkeiten einsetzen wollen und können.
Seit fünf Jahren betreibt das Werkheim Uster eine Forsteinsatzgruppe. Im Wald an der frischen Luft entsteht Freiraum für Bewegung und persönlichen Ausdruck. Durchschnittlich arbeiten zwölf naturbegeisterte Mitarbeitende in der Gruppe.
Die Waldgruppe finde ich cool. Draussen an der frischen Luft geht es mir gut und der Wald beruhigt mich. Wir haben gute Betreuer; sie trauen uns etwas zu und verstehen uns, wenn die Stimmung mal nicht so gut ist. Am meisten liebe ich das Spalten und Produzieren der Bürdeli.
Renato Niederöst, Mitarbeiter Forsteinsatzgruppe
Wichtigster Auftraggeber ist die «Privatwaldkorporation Uster». Auch die Stadt Uster und ein Privatwaldbesitzer gehören zu den Kunden. Die Tätigkeit umfasst Fällarbeiten, Aufasten, Holzspalten, Aufräumarbeiten, Brennholzaufbereitung und Jungwaldpflege.
Erleben der eigenen Kompetenz und Wirksamkeit
In der Forsteinsatzgruppe werden durch ein möglichst breites Arbeitsangebot und individuelle Arbeitsarrangements Erfolgserlebnisse ermöglicht. Eine wichtige Voraussetzung für einen erfüllenden Arbeitstag! Mitarbeitende erledigen wichtige Arbeiten, sie werden gebraucht und erleben Teilhabe in einem Arbeitsteam. Gefördert wird auch die Sozialkompetenz durch individuelle Begleitung und Teamarbeit.
Unsere Mitarbeitenden schätzen die Rückzugsmöglichkeit im Wald. Mich beeindruckt, wie die Arbeit beruhigend und oft ausgleichend wirkt. Die Weiträumigkeit reduziert den Anpassungsdruck. Gleichzeitig können die Mitarbeitenden bei Arbeiten unterschiedlicher körperlicher Intensität ihre Kräfte spüren.
Sophie Reinhard, Leiterin Forsteinsatzgruppe
Balance zwischen Freiraum und Vorgaben
Im Arbeitsalltag gilt es, immer wieder die Balance zu finden: zwischen dem Freiraum zur Entfaltung und den Vorgaben für die Arbeit, zwischen eigenen Bedürfnissen und Bedürfnissen der anderen. Oder auch zwischen einer Lieblingstätigkeit und einem terminierten Auftrag. «Wir versuchen jeweils, den Sinn und die Notwendigkeit einer Aufgabe zu erläutern», sagt Sophie Reinhard, Leiterin der Forsteinsatzgruppe. «Wenn die Mitarbeitenden erkennen, wozu diese Arbeit erledigt werden soll, ist ihre Bereitschaft meist sehr gross, einen Beitrag zu leisten.» Rückmeldungen der Auftraggeber, Gästekontakt an der Waldbar oder der Blick auf die geleistete Arbeit stärken die Selbstwirksamkeit.
Ich spalte und liefere gerne Holz, das ist interessant. Im Prinzip kann ich meine Wünsche immer einbringen und zum Beispiel mit Marc oder den Fachpersonen zusammenarbeiten. Ich arbeite gerne im Sitzen. Bei Kälte friere ich rasch, das gefällt mir nicht. Dann gibt es meist ein Alternativprogramm unter dem Dach.
Thomas Vernier, Mitarbeiter Forsteinsatzgruppe