Das Ziel nicht aus den Augen verlieren
Katrin, das Agogische Konzept ist der Leitfaden dafür, wie die Menschen im Mehrwerk arbeiten. Was wird sich ändern?
Wir haben einige neue Ansätze entwickelt. Ein Beispiel: Weil im Arbeitsalltag manchmal Chancen und Wünsche untergehen, schaffen wir die Rolle der «Teilhabebegleitung». Eine Fachperson übernimmt diese Rolle. Sie begleitet eine Mitarbeiterin / einen Mitarbeiter und eine Fachperson mit etwas Distanz zum Alltag. Die Teilhabebegleitung stellt Fragen und macht dort Vorschläge, wo es Chancen für mehr Inklusion und Teilhabe gibt. So stellen wir sicher, dass wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Welche Vorteile bringt das Konzept den Mitarbeitenden?
Ein grosser Unterschied werden die durchmischten Teams sein. Bisher arbeiteten Mitarbeitende mit ähnlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen in derselben Gruppe. Wünschte sich eine Person eine berufliche Herausforderung oder mehr Inklusion, bedeutete das zwangsläufig einen Gruppenwechsel. Viele Mitarbeitende waren dazu nicht bereit. Darum gibt es neu Arbeitsgruppen mit unterschiedlichem Inklusionsgrad. Mitarbeitende können sich beruflich weiterentwickeln, ohne sich von den Kolleginnen und Kollegen verabschieden zu müssen.
Welche Vorteile gibt es noch?
Wenn Mitarbeitende neu im Mehrwerk anfangen oder bestehende Mitarbeitende sich neu ausrichten wollen, können sie die sogenannte «Entdeckungsphase» durchlaufen. Sie setzen sich in der Praxis intensiv mit ihren Stärken und Wünschen auseinander. Danach wird intern oder in einem Partnerbetrieb ein geeigneter Platz gesucht, damit diese Stärken und Wünsche in der Arbeit zum Tragen kommen.
Neu gibt es Arbeitsgruppen mit unterschiedlichem Inklusionsgrad. Mitarbeitende können sich beruflich weiterentwickeln, ohne sich von den Kolleginnen und Kollegen verabschieden zu müssen.
Katrin Roth Jenal, Fachverantwortliche Agogik
Ihr schafft auch eine Anlaufstelle für Firmenkunden. Wieso?
Genau, das wird sozusagen die Drehscheibe für Möglichkeiten: Firmen können sich bei uns melden mit ihren Aufträgen, Bedürfnissen und Ideen. Gleichzeitig läuft hier das Wissen über unsere Mitarbeitenden, deren Stärken und Potential zusammen. So werden auf allen Seiten Möglichkeiten angeregt und externe Auftraggeber und Mitarbeitende zusammengebracht.
Ihr habt das Konzept Fachverbänden geschickt, um es fachlich abstützen zu lassen. Wie fielen die Rückmeldungen aus?
Überwiegend positiv! Da und dort wollen wir es nun noch etwas schärfen, zum Beispiel mit weiteren überprüfbaren Wirkungszielen oder indem wir darlegen, was genau wir unter Inklusion verstehen. Eine Rückfrage war, wie wir mit Personen umgehen, die gar nicht mehr Inklusion wünschen. Das respektieren wir natürlich und halten wir nun auch im Konzept explizit fest.
Wie geht es jetzt weiter?
Ende Juni finden inklusive Schulungen statt, in denen Fachpersonen und Mitarbeitende die Anwendung des Konzepts auf spielerische Art kennenlernen und erfahren. In den kommenden Monaten werden wir mit den Fachpersonen und Mitarbeitenden vom künftigen Mehrwerk weiter daran arbeiten, die Ideen des Konzepts konkret umzusetzen. Wir führen die Verwendung der Barriere-Karte fort und ermutigen die Mitarbeitenden, sich aktiv einzubringen – damit die inklusive Zusammenarbeit auf Augenhöhe weitergeht.
Das «Mehrwerk» steht für mehr Zusammenarbeit, mehr Möglichkeiten, mehr Inklusion. Das Agogische Konzept wurde im Rahmen dieses Vorhabens umgesetzt. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: