Jahresbericht des Werkheim Uster
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Das Werkheim will mehr! Mehr Möglichkeiten, mehr Zutrauen, mehr selbstbestimmte Teilhabe für Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitende. Einschränkungen und Aufbrüche im Pandemiejahr 2020 bestärkten uns in diesem Vorhaben.
Unsere Freude ist gross! Seit dem 23. Januar 2020 dürfen wir das Gewerbegebäude im Ustermer Lorenquartier unser Eigen nennen. Die Vision von einem inklusiven Arbeitsraum nimmt konkrete Formen an. Im «Mehrwerk» werden zukünftig Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf Augenhöhe zusammenarbeiten – in den und für die eingemieteten Firmen.
Pascal König, Mitarbeiter an einem integrativen Arbeitsplatz im Migros-Verteilbetrieb und Teil des Projektteams «Mehrwerk» meint: «Es geht um alle und alle sind anders. Sie haben eine andere Persönlichkeit, andere Ängste und andere Bedürfnisse. Fakt ist, alle haben eine Kompetenz.» Dieses individuelle Potenzial zu erkennen und im «Mehrwerk» ab Herbst 2021 zur Entfaltung zu bringen, daran wurde im vergangenen Jahr intensiv gearbeitet – sei es mit der Erarbeitung eines auf Zutrauen gründenden agogischen Konzepts, mit der Planung des Innenausbaus oder mit ersten Pilotprojekten zusammen mit den eingemieteten KMU.
Der Wunsch nach mehr beflügelte uns zu Beginn des Jahres und erhielt unter den Bedingungen der Coronavirus-Pandemie auf einmal eine ganz besondere Bedeutung. Im Frühling mussten wir für Bewohnerinnen und Bewohner schmerzhafte Besuchseinschränkungen umsetzen. Aufträge blieben aus. Unsere drei Gastrobetriebe mussten zeitweise schliessen. Die Arbeit als wichtiges Element im Tagesablauf fiel bei einem Teil der Mitarbeitenden von heute auf morgen weg. Auch der mit Vorfreude geplante inklusive Festivalsonntag am H2U-Openair anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums des Werkheim Uster musste auf bessere Zeiten verschoben werden.
Plötzlich war der Alltag für die meisten von uns geprägt von einem «Weniger», das sich durch fast alle Lebensbereiche zog. Umso deutlicher zeigte sich allen noch einmal die Wichtigkeit gesellschaftlicher Teilhabe von Bewohnerinnen, Bewohnern und Mitarbeitenden. Gerade die Einschränkungen bestärkten uns zusätzlich in unserem Vorhaben: Wir wollen mehr. Auch mehr zutrauen.
Kreativ, dankbar und zuversichtlich
Die ausserordentliche Situation spornte uns auch an, kreativ zu werden. Beispielsweise beim Ermöglichen von Begegnungen. So hat sich unsere stetig wachsende Läufergruppe ihre wöchentlichen Trainingsrunden nicht nehmen lassen und die meiste Zeit trotz Abstandsregeln, Gruppengrössen-Beschränkungen und Winterkälte weitertrainiert. Auch das Feiern und Singen zu Weihnachten liessen wir uns nicht verderben. Das fröhliche Zimetstern-Video bringt bestens zum Ausdruck, wie alle aus der Situation das Beste machten.
2020 brachte für das Werkheim Uster auch einige personelle Veränderungen. Anfang Juli übernahm Annemarie Beglinger das Präsidium des Werkheim-Stiftungsrats von Martin Bornhauser, der in den 18 Jahren im Stiftungsrat – zehn davon als Präsident – die Entwicklung des Werkheim Uster entscheidend mitgeprägt hat. Ausserdem gab es weitere Wechsel mit neuen Gesichtern im Stiftungsrat. In der Geschäftsleitung ist neu Ute Leidnecker verantwortlich für den Geschäftsbereich Wohnen.
Das Engagement von allen, der besondere Einsatz von Bewohnerinnen, Bewohnern, Mitarbeitenden und Fachpersonal, aber auch das vielfältige Mittragen der Ustermer Bevölkerung und von Weggefährten machen dankbar und zuversichtlich für mehr.
Annemarie Beglinger, Stiftungsratspräsidentin
Patrick Stark, Geschäftsleiter
Ich arbeite gerne draussen an der frischen Luft. Zum Glück war das auch in dieser Corona-Zeit kein Problem. Gefehlt hat mir vor allem der Ausgang. Ich treffe mich gerne mit meinen Freunden nach Feierabend. Wenigstens bin ich zuhause in der Jugendwohngruppe nicht ganz alleine. Ich freue mich über den Frühling und denke, dass wir in der Freizeit wieder mehr machen können.
Sara Giaccari, Wohngruppe für junge Erwachsene und Mitarbeiterin Garteneinsatzgruppe
Im letzten Jahr hat mir vor allem die Zeit gefallen, in der alles offen war und wir keine Masken tragen mussten. Aber auch sonst war es für mich ein gutes Jahr. Schliesslich haben wir hier in der Küche und im 8610 Restaurant ein tolles Team. Am liebsten mag ich Bankette. Da muss alles sehr schnell gehen, das gefällt mir. Solche Aufträge sind wegen Corona weniger gekommen. Ich freue mich, wenn Corona mal kein Thema mehr ist und wir nicht mehr mit der Maske arbeiten müssen.
Ervin Beqiraj, Mitarbeiter Küche
Mein persönliches Highlight 2020 war der Kickoff für das Projekt ‘Mehrwerk’. Ich freue mich sehr über diesen grossen Schritt, den das Werkheim Uster macht. Es ist eine Chance für uns alle – für unsere Mitarbeitenden und auch für uns Fachpersonen. Die neue agogische Ausrichtung holt uns aus unserer Komfortzone. Wir öffnen unseren Blick und verlassen bisherige, gewohnte Pfade. Das ist natürlich nicht nur einfach. Aber die Projektleitung holt alle gut ab. Ich hoffe, dass wir die nötigen Ressourcen bekommen, um noch mehr Inklusion zu ermöglichen.
Pascal Hausammann, Mitglied «Mehrwerk»-Projektteam und Leiter Produktionsgruppe Montage im Produktwerk
Herzlichen Dank
Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihr Mitwirken! Sie tragen mit Ihrem Vertrauen, Ihrem freiwilligen Einsatz, Ihrem Einkauf, Ihrem Auftrag, Ihrer Spende und Ihrem ideellen Support wesentlich dazu bei, dass wir im Werkheim Uster unser Leitbild im Alltag umsetzen und damit Selbstbestimmung fördern können.
Stiftungsrat & Leitungsteam
Stand: Mai 2021
Der 9-köpfige Stiftungsrat steuert das Werkheim Uster auf der strategischen Ebene. Die gewählten Stiftungsratsmitglieder bringen Kompetenzen aus verschiedenen Bereichen mit und engagieren sich mit Herz und Verstand.
Die 3-köpfige Geschäftsleitung sowie die Abteilungs-, Betriebs- und Fachstellenleitungen führen das Werkheim Uster auf operativer Ebene.